Jugend in der Bibel
Heute analysieren Scharen von Psychologinnen, Soziologen, Markt- und Trendforscherinnen und Pädagogen sehr genau, was „die Jugend“ bewegt und welche Haltungen zu bestimmten Fragen charakteristisch für sie ist. Das war in biblischer Zeit natürlich nicht so. Dort ist die Jugendzeit eine Vorstufe zu einem sehr vorgezeichneten Erwachsenenleben. Dennoch gibt es ein paar interessante Spuren aus der Jugendzeit bedeutender Personen der Bibel. Bevor sie legendär wurden, waren auch sie in Auseinandersetzung mit sich selbst und auf der Suche nach den Zielen, für die es sich zu leben lohnt.
Was kann ich mir zutrauen?
Jeremia will dem Auftrag Gottes, sich als Prophet einzumischen in die politischen Verhältnisse seiner Zeit mit dem Einwand entgehen: „Ich bin doch zu jung.“ (Jer 1, 4-7) Er soll sich mit den Mächtigen anlegen und die Aufdecken, was an Unrecht und Kriegstreiberei stattfindet. Er fühlt sich dem Auftrag nicht gewachsen. Denn er ist jung - und alt genug abzuschätzen, dass das erhebliche Konsequenzen für seine Person haben wird. Nicht Ehre und die Begeisterung der Massen, sondern jede Menge Ärger und echte Verfolgung und Feindschaft. Aber der Auftrag, den er in seinem Inneren gehört hat, lässt ihn nicht los. Er setzt sich ein. Sein Selbstvertrauen wird dabei durchaus erschüttert, sogar manchmal sein Gottvertrauen, aber er bleibt fest in seiner Entscheidung für die Gerechtigkeit.
Wer hört denn schon auf mich?
Der noch jugendliche Timotheus bekommt vom Apostel Paulus eine große Verantwortung übergeben. Er soll nun ganz alleine weiter reisen und die Gemeinden beraten, lehren, stärken, Konflikte schlichten. Und der Rat der Jugend zählte in der Antike nicht viel. Wer würde also auf ihn hören? Paulus zerstreut diese Sorge mit einer großen Ermutigung: „Niemand soll dich wegen deiner Jugend verachten. Sei den Gläubigen ein Vorbild“ (1.Tim 4, 12)
Das ist was Großes: die Älteren sollen einen Jugendlichen zum Vorbild nehmen! Weil er etwas verstanden hat von der Liebe Gottes und von der Gemeinschaft, die sich dadurch anders ordnet und weil eine besondere Glaubenskraft in ihm wohnt. Wie wäre so ein Perspektivenwechsel heute, wenn wir mal auf das sehen, was die Jugendlichen besser machen als die Älteren? Wenn wir bereit werden, von Ihnen zu lernen?
Was ist mein eigener Weg?
„Ablösung“ nennt man das, wenn Jugendliche ihren eigenen Weg gehen. Dass sie es tun, das wünschen sich die Eltern und gleichzeitig verunsichert es beide Seiten. Verliere ich die Liebe meiner Eltern, wenn ich anders bin? Der 12jährige Jesus, der einfach unbemerkt im Tempel zurückbleibt in der Großstadt Jerusalem, während alle schon wieder nach einem Fest dort auf dem Heimweg ins Dorf sind, löst panische Suche aus. Die Eltern sind durchaus aufgebracht, als sie ihn dann dort entdecken zwischen den Gelehrten. Er macht ihnen klar, dass das sein zu Hause ist, das Haus Gottes. Jesus grenzt sich von seiner Familie ab. Und er muss das tun, weil er sonst nicht den Weg gehen kann, der in ihm von Gott angelegt ist. Auch wenn man nicht Jesus ist, bleibt doch die Frage: Welche Gabe ist in mir, die zu meiner Aufgabe wird? Und die, egal welchen Beruf ich ausüben werde, gefragt ist?
Zum Schluss ein Trostwort für alle, die nicht mehr jung sind:
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. … der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler" (Psalm 103,1-5)! Es ist also nie zu spät, um jung zu werden.
Ursula Trippel